Dienstag, 15. Juni 2010

Creolische Welten

Er steht am Strand, ein leiser Wind weht um ihn herum. Seine Haut spürt die leichte Kälte der einbrechenden Nacht, das Wasser um seinen Füßen jedoch ist noch warm. Sein Hemd wird vom Wind aufgeweht, seine Haare wankeln im Wind.
Er blickt hinaus, auf das Meer um ihn herum ist nichts außer dem Strand und weit entfernten Lichtern. Sein Blick wirkt kühl ja berechnend, dann ein lautes Geräusch - ein Lastwagen fährt an den Strand.
4 Männer laden einen Flügel ab, er ist groß und schwarz wie die Nacht. Sie fluchen dabei, sie schwitzen und sie sind genervt.
Er dreht sich zu Ihnen, gibt Ihnen etwas Geld und schickt sie fort.
Mit lautem Getöse verschwindet der Lastwagen ebenso plötzlich wie er gekommen war.
Er setzt sich an den Flügel, der nun hier am Strand steht.
Seine Hände streicheln einmal kurz über die Tasten, der Wind hebt etwas Sand auf sie.
Dann beginnt er unbekümmert zu spielen, er spielt - Lieder die so noch nie gespielt wurden, er spielt für Sie, für die Frau die er nicht kennt - doch die er liebt und die er finden will.
Seine Musik wird lauter, ja kräftiger und langsam glänzen seine Augen.
Ein lächeln springt von seinem Gesicht in die Nacht, das Feuer in seinen Augen brennt, man spürt seine Liebe durch die Musik tief und weit in die Nacht hinaus.

Sie läuft einsam und allein noch am Strand entlang, ihr Freund, oder vielmehr Exfreund, hatte sich mal wieder damit begnügt sich zu besaufen und hinter Vorwänden zu verstecken. Sie kannten sich lange, aber doch hatten sie sich beide Weiterentwickelt. Ihr Freund war nur noch ein Abbild dessen was er einst war.
Sie spürte wie alles außeinanderbrach, Sie spürte wie er Ihr verloren ging.

Dann hörte Sie die Musik. Ein inneres Feuer das Sie schon lang nicht mehr spürte entflammte in Ihr. Sie rannte los, denn Sie wollte die Quelle der Musik finden.

Er wechselte sein Spiel, wurde langsamer ja fast ruhig. Seine Finger schmerzten, seine Krankheit war zurück und sie wollte ihn niederringen.
Als Sie ihn sah, verstand Sie nichts mehr. Warum sollte ein Mann, dazu noch ein solcher hier in der Nacht allein Klavier spielen?
Dennoch hatte der Anblick etwas magisches, ja einnehmendes für Sie, dieser Mann an diesem Flügel schien Ihr nicht fremd, sondern eigenartig vertraut.

Als sich Ihre Blicke trafen, stand die Welt kurz Still, der Wind wehte nicht mehr, das Rauschen des Meeres verschwand. Nur noch das Mondlicht, das sich im Flügel spiegelte erinnerte an diese Welt. Sie setzte sich zu Ihm, sie begannen zu reden als ob sie sich schon Jahre kannten.

Die Nacht verschwand und in der Morgendämmerung lag Sie in seinem Arm.
Doch dann unterbrach er all das - und flüsterte Ihr ins Ohr.
"Ich bin nicht der, den du brauchst. Ich bin nicht der den du lieben wirst. Ich bin nur ein Schatten einer anderen Welt." Sie blickte ihn verwundert an, doch er sprach weiter "Begehe nicht die Dummheit mich zu lieben, mein Leben wird kurz sein, es wird wenig sein. Ich werde dir nichts geben können, also geh zurück - zu deinem Freund zu deiner Welt."
Sie wurde blaß.

Er stand auf und ging weg, direkt ins Meer hinaus, bis er begann zu schwimmen und irgendwann sah Sie ihn nicht mehr.

Als Sie wieder zurück im Hotel war, bei Ihrem Freund fand Sie ein Häufchen Elend. Ihr Freund liebte Sie, er begriff in dieser Nacht was er fast verloren hätte.

So konnten sie ihren Weg weitergehen, doch wenn Sie gefragt wird was in dieser einen Nacht geschah - so verstummt Sie noch heute und in Ihrem Blick wird eine tiefe Sehnsucht deutlich.
Eine Sehnsucht die Sie nie mehr stillen wird können.

Er blieb verschollen, man ließ den Flügel am Strand stehen. Bis heute sprechen viele noch immer davon, dass sie Nachts Klaviermusik hören und eine leise Stimme. Was die Stimme genau sagt ist nicht bekannt, nur so viel "...beschütze Sie, so wie ich es nicht konnte - gib Ihr das Glück das ich nicht geben kann."

Keiner weiß genau was all dies zu bedeuten hat.

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